„Leben ist das, was passiert, während du damit beschäftigt bist, Pläne zu machen“ (John Lennon). Ein Zitat, das ich in den letzten zwanzig Jahren sehr oft zu hören bekommen habe. Schon als Teenager war ich damit beschäftigt, meine Tage minutiös zu planen. Ich schrieb Liste um Liste um Liste um Liste…

Tatsächlich hat kein Plan je funktioniert. Es war frustrierend und ich fühlte mich demotiviert. Je älter ich wurde, desto mehr Raum gab ich meinen Plänen. Zuerst gab es Pläne im Viertelstundentakt, dann folgten Halbstundentakte, Stundentakte, Zweistundentakte und am Ende Tagesziele. Nun, ihr ahnt es schon, gestresst war ich trotzdem und funktioniert hat es auch nicht.

Also lernte ich, dass ich Puffer einbauen musste und weil das Leben trotzdem einfach keine Rücksicht auf meine Pläne nahm, lies ich es auch manchmal ganz sein mit den Planungen. Chaos, Ohnmacht und Überforderung waren das Ergebnis. Der Stress? Anders und immer noch anstrengend, schlimmer. Ohne Planung geht es also doch nicht.

Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht aufhören kann zu optimieren – um den Weg, den perfekten Weg zu finden. Dass ich kontrollsüchtig und perfektionistisch bin und mir damit auch oft selbst im Weg stehe. Ich bin aber auch reflektiert genug, um zu erkennen, dass es zum einen für jeden einen individuellen Weg gibt, der sich ständig ändert und zum anderen, dass Pläne und Leben immer wieder neu ausbalanciert werden müssen.

In mühevoller Kleinarbeit, Versuchen und Scheitern, habe ich im letzten Jahr meiner Familie und mir einen Familienplan aufgebaut, der flexibel genug ist, um dem Tempo unseres Lebens Stand zu halten. Der aber auch so solide ist, dass Katastrophen uns nicht ins Chaos stürzen.

Leben ist nun nicht mehr das was passiert, während ich damit beschäftigt bin, Pläne zu machen, sondern meine Haushaltspläne sind das Fundament, dass ich geschaffen habe, um mein Leben zu leben. Das Fallnetz, das mich auffängt, wenn das Leben täglich neue Katastrophen bereithält.

Warum habe ich dieses Thema nun ausgerechnet als meinen ersten Blogbeitrag ausgewählt? (Den Wutbeitrag über die rücksichtslosen Autofahrer mal ausgenommen) Nun ja, weil mein Blog auch so ein Plan von mir ist, der sich ständig meinem Leben anpasst. Auch wenn es sich hierbei mehr um ein Projekt handelt, ist es trotzdem etwas das ständig von meinem Leben durcheinander geworfen wird.

Ursprünglich sollte es ein Blog werden, in dem ich aus dem Alltag mit zwei kleinen Kindern erzähle. Über die Erfahrungen Zwillinge bindungsorientiert großzuziehen. Eine Ergänzung zu meiner Geschäftstätigkeit als Trageberaterin.

Bei meinem Wiedereinstieg ins Berufsleben habe ich mir fest vorgenommen, dass ich mittwochs vormittags als Trageberaterin tätig sein werde, also Homepage aufbauen, Blogbeiträge schreiben, Werbung machen und Beratungen durchführen und mittags wollte ich dann was mit den Zwillingen machen.

Doch was soll ich sagen? Es ist jetzt mehr als zwei Jahre her, dass ich Vor zurück ins Berufsleben bin und es gab seitdem nicht einen Mittwoch, den ich genau dafür genutzt hätte. Die Gründe warum es nie geklappt hat, sind vielfältig. Manche vielleicht Ausreden und doch kann ich mir gegenüber jeden einzelnen Grund rechtfertigen. Dabei muss ich es gar nicht. Denn außer mein Ego und Perfektionismus hat keiner darunter gelitten.

Anders wäre es gewesen, wenn ich an meinen Mittwochsplänen festgehalten hätte. Dann hätte es Leidtragende gegeben. Meine Projektpläne hingegen habe ich nicht vergessen. Ich habe sie aufgeschoben. Ich habe sie in meine geistige Schublade: wenn Zeit dafür ist gelegt. Und das ist die wichtigste Lektion, die ich gelernt habe. Pläne machen ist wichtig, Pläne verfolgen ist wichtig und manchmal sollte man aus Plänen einfach Ziele machen und sie warten lassen, bis Zeit dafür ist.

In den letzten zwei Jahren hat sich die genannte Schublade mit ganz vielen Projektideen gefüllt: Ich möchte nicht nur als Trageberaterin neben meinem Bürojob tätig sein, nein ich möchte mehr. Ich möchte Familien inspirieren ihren eigenen Weg zu finden, sich nicht so sehr an den gesellschaftlichen Zwängen, sondern vielmehr an ihrem Bauchgefühl zu orientieren. Ich möchte umgeben sein von Kindern und mit ihnen gemeinsam die Welt gestalten. Ich möchte Themen ansprechen die neu sind oder gesellschaftlich tabu und Diskussionen auslösen. Ich möchte Kinderbücher, Fantasyromane und seichte Frauenliteratur schreiben.

Wenn Zeit dafür ist. Denn im Moment organisiere ich ständig unseren Familienalltag um. Ich putze, koche, betätige mich Ersatzlehrerin, betreue mal meine Kinder selber, motiviere mich im Homeoffice und stecke hin und wieder den Kopf in den Sand, weil die Zeiten verrückt sind und manchmal zu viel abverlangen.

Und ich plane die Zeit ab Sommer. Dann, wenn ich hoffentlich Zeit habe, um die Schublade zu öffnen um meine Projekte rauszuholen.

Wenn ich meinem Gefühl von Perfektionismus nun nachgeben würde, würde ich auch den Blog bis dahin in der Schublade lassen. Denn eigentlich wollte ich mir ja erstmal Gedanken darüber machen, was so der Themenschwerpunkt sein soll. Ich habe so viele Ideen. Doch wenn ich darauf warte, wird das nie was. Und das ist Lektion Nummer zwei: Manchmal muss man einfach machen und schauen was passiert.

Noch bin ich keine professionelle Bloggerin und eigentlich habe ich auch nicht vor eine zu werden. Vielleicht habt ihr ja Lust trotzdem ab und an hier rein zu lesen und euch inspirieren zu lassen. Ich kann nicht versprechen, dass ich einen regelmäßigen Turnus halten kann – quatsch, ich weiß, dass ich das nicht schaffe – aber wenn Zeit ist, schreibe ich über die Themen, die mich beschäftigen. Wenn alles nach Plan läuft, handelt der nächste Beitrag über Mental Load.

Funfact 1: Ich hatte geplant meine zwei freien Stunden, wenn die Kinder in der Kita sind und ich alleine zu Hause, dafür zu nutzen, zwei Folgen von The Expanse zu gucken. Seit einer Woche bereite ich diesen Vormittag vor. Habe eine Folge ausgesetzt, zwei Abende bis in die Puppen den Haushalt auf Kurs gehalten, mir extra eine Tiefkühlpizza gekauft um vorm Fernseher zu frühstücken und jetzt ist es kurz vor elf und ich muss gleich los, die Kinder abholen.

Funfact 2: Es war ein Mittwochvormittag, an dem ich den ersten Entwurf für diesen Beitrag schrieb.