Es ist ein Phänomen, dass selbst der ruhigste und netteste Mensch, kaum ins Auto eingestiegen, zum rücksichtslosen Egoisten mutiert. Normalerweise ist das auch nicht weiter tragisch, immerhin kennen wir es ja nicht anders – und geben wir es zu – wir sind ja auch so. Die Vorfahrt ist automatisch eingebaut und jeder der zu langsam oder zu schnell unterwegs ist, macht dies ausschließlich, um uns persönlich zu ärgern.

Sobald man jedoch mit Kindern unterwegs ist, ändert sich die Sichtweise schlagartig. Ich kann nur immer wieder den Kopf schütteln über die Egoisten dieser Straßen. Dabei geht es mir noch nicht mal so sehr um die Leute, die sich auf die Eltern-Kind-Parkplätze stellen. Ja der Weg in den Laden ist meistens kürzer und ich kann verstehen, dass man es eilig hat und nur mal schnell… – naja eigentlich verstehe ich es nicht. Denn wenn man sich etwas intensiver mit den Eltern-Kind-Parkplätzen beschäftigt, stellt man fest, die sind breiter. (Stehen deshalb auch die SUVs der Männer mit zu kleinen xxx darauf?) Und warum sind die breiter? Weil, Ihr dämlichen Egoisten, man mit Kindern beim Ein- und Aussteigen mehr Platz braucht. So eine Babyschale hat ein gewisses Maß, dass ein Mal-kurz-aus-dem-Auto-quetschen nicht möglich macht. Sind also alle Eltern-Kind-Parkplätze belegt, hat man keine andere Wahl, als sich auf zwei Parkplätze zu stellen. Vor allem, wenn man mit Zwillingen unterwegs ist und auf beiden Seiten Platz braucht. Eure doofen Zettel, in dem Ihr die Parkkünste der bewundernswerten Mütter beleidigt und auf dem Ihr den Mamas zudem noch sämtliche Plagen dieser Welt auf den Hals wünscht, könnt Ihr Euch bitte sparen. Denn wir Mütter leiden ja bereits unter Euch! Und glaubt mir, Ihr seid schlimmer als alle Plagen dieser Welt zusammen.

Meine persönliche Deppen-Show findet jedoch mindestens einmal die Woche vor unserer Haustür statt. Dort haben wir natürlich kein Eltern-Kind-Parkplatz sondern nur Seitenparkplätze auf der Hauptstraße oder die Einfahrt in den Hof. Ob ich nun auf der Straße oder in den Hof einfahre, in beiden Fällen blockiere ich kurz die eine Fahrbahn und – oh mein Auto, wie kann ich es nur wagen – selbst wenn ich mich beeile, brauche ich dafür zwei Minuten mindestens. Zwei Minuten, die ein Autofahrer kurz warten müsste, aber warum sollte er? Warum sollte er Rücksicht nehmen auf andere? Er befindet sich auf einer deutschen Straße und hier herrscht „Freie Fahrt“. Also wird gehupt, anstelle gewartet oder aber aus dem Fenster gepöbelt: „Pack das Kind doch auf der anderen Seite ins Auto!“ Nun ja, was soll ich sagen? Da sitzt doch schon eins.

Aufgrund meiner schlechten Erfahrungen bin ich nun deutlich rücksichtsvoller geworden. Ich warte kurz ab, bis der vor mir eingeparkt/gewendet/das Auto neu gestartet hat…, um dann festzustellen, der hinter mir hat es wieder nicht kapiert. Voller Entsetzen schaue ich zu, wie der links (oder noch dämlicher, er versucht es rechts) an mir vorbeizieht, um dann festzustellen, oh da komme ich ja gar nicht vorbei, da vorne parkt/wendet/fährt ja ein Auto. Nun ist das Chaos perfekt. Der vor mit schüttelt den Kopf und der neben mir? Klar, der hupt, denn er hat ja nichts falsch gemacht und wir Idioten nehmen ihm sein Recht in Ruhe hier lang zu brettern.

Leute, Leute! Zum Glück wurde ich die Tage von rücksichtsvollen und hilfsbereiten Autofahrern überrascht. Anstelle hupend an meinem ausgebüchsten Hund vorbeizufahren, haben die Autofahrer auf beiden Fahrspuren angehalten und gewartet bis wir unseren Doofi wieder eingefangen haben. Ich glaube wirklich, die haben erkannt, dass wir den nicht auf die Straßen geschickt haben, um sie persönlich zu ärgern. Danke an Euch! Danke, dass ihr mir gezeigt habt: Es geht auch nett.